Aufstehen gegen Rechts – Odenwald gegen Rechts und DGB – Michelstadt am historischen Rathaus
Elisabeth Bühler-Kowarsch 27.1.2024
Sprecherin des Kreisverbandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Odenwald
Liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie in unserem Land,
danke, dass ihr heute alle nach Michelstadt gekommen seid, danke, dass ihr damit Haltung zeigt.
Zu Beginn meiner Rede möchte ich schildern, wie die Parolen und die Hetze, die wir schon viel zu lange dulden, auf die Menschen wirkt, die seit Jahrzehnten bei uns leben, die wir angeworben haben und die jetzt Angst haben, was auf sie zukommt.
Eine Freundin, die heute auch hier ist, erzählte mir von ihrem Vater, der in den sechziger Jahren aus der Türkei hierhergekommen ist.
Er sagt, wir wurden eingeladen, gebeten zu kommen, um Arbeiten zu übernehmen, die hier niemand machen wollte. Wir haben dabei oft unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt und Steuern und Abgaben bezahlt. Wir haben unsere Familien nachgeholt oder hier Familien gegründet und unsere Kinder großgezogen. Heute arbeiten diese und unsere Enkel in wichtigen Berufen, in der Pflege, im Handwerk oder haben studiert. Und jetzt wird von den Rechten unsere Lebensleistung einfach so weggewischt und sie wollen uns abschieben.
Es ist beschämend, wenn Menschen, denen wir unseren Wohlstand mit zu verdanken haben, so behandelt werden. Unvorstellbar für mich, wie man sich so erdreisten kann, andere Menschen abzuwerten, sie herabwürdigt, nur weil sie eine andere Herkunft haben.
Unsere Wirtschaft würde doch sofort zusammenbrechen, wenn wir keine Zuwanderung hätten. Allein dieses Argument müsste doch zum Nachdenken führen.
Die Wahlergebnisse der AFD bei der Landtagswahl im Odenwaldkreis sind erschreckend. Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum ich diese Partei wählen sollte. Das hat nichts mit Protest oder Denkzettel zu tun. Wer diese Partei wählt und mit ihr sympathisiert, muss wissen, dass das der gerade Weg ins Verderben ist.
Wohin Hass und Hetze führen, wird heute am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust schmerzlich bewusst. Heute vor 79 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit.
Bei allen Unzulänglichkeiten der Demokratie – und ich hadere auch manchmal mit Entscheidungen – es gibt keine bessere Staatsform und die gilt es zu verteidigen.
Ja, es ist ein Hoffnungszeichen, die überwältigende Beteiligung an den Demonstrationen in den letzten Tagen zu sehen. Ich war selbst am vergangenen Samstag in Heidelberg, dort sind 18.000 Menschen zusammengekommen. Aber wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen und glauben, damit unseren Beitrag geleistet zu haben. Der Kampf gegen Rechts ist mit einem Marathon zu vergleichen und wird uns allen noch viel abverlangen. Das wird auch manchmal ungemütlich werden, wenn die Diskussionen in der Familie, im Freundeskreis oder mit Kolleginnen und Kollegen geführt werden. Aber da zeigt es sich, ob wir bereit sind, unsere Demokratie zu verteidigen.
Wir haben viel zu verlieren, gerade auch wir Frauen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was alles zurückgedreht wird und wie die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte im Frauenbereich wieder kassiert werden. Wenn wir nicht aufpassen, wachen wir günstigstenfalls in den fünfziger Jahren auf. Früher war nicht alles besser, wie manche meinen. Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, die gute alte Zeit war nur gut für die Reichen und Mächtigen, aber nicht für die Ärmeren und schon gar nicht für die Frauen.
Deshalb ist es höchste Zeit, ein deutliches Zeichen zu setzen.
Im Odenwald darf kein Platz für Rechtsextremismus und kein Platz für Faschismus sein. Auch nicht in anderen Städten und Gemeinden unseres Landes. Nirgends darf es Platz für Menschenfeinde geben.
Der Schriftsteller Rafik Schami hat gesagt, „Der größte Feind der Demokratie ist die Gleichgültigkeit“. Und viele waren schon zu lange gleichgültig. An dieser Stelle daher auch ein herzliches Dankeschön an Odenwald gegen Rechts, die seit vielen Jahren aktiv sind und auch diese Kundgebung organisiert haben.
Lassen wir uns nicht auseinander dividieren, bei aller Verschiedenheit und Vielfalt. Wir brauchen eine breite und starke Brandmauer gegen die AFD, die hier bei uns oft genug als Biedermänner auftreten, aber in Wirklichkeit Brandstifter sind.
Vielen Dank.
Elisabeth bei der Rede
Elisabeth mit Transparent
Voller Rathausplatz in Michelstadt
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